Geschichte

Chronik der Marktgemeinde Tullnerbach

Gemeindezentrum Tullnerbach

Tullnerbach mit seinen Ortsteilen Lawies, Untertullnerbach und Irenental hat eine wechselhafte Geschichte entlang der Westbahn.

  • Der Name „Tullnerpach“ wurde erstmals 1565 erwähnt. Der Bach entspringt an der Riedanleiten und fließt aus der Richtung Tulln in die Wien. Früher wurde er auch „Tulnerbach“ geschrieben. Er soll nicht mit dem früheren Namensvettern verwechselt werden, der heutigen Großen Tulln, die bei Neulengbach beginnt, in die entgegengesetzte Richtung durch Sieghartskirchen fließt, ebenfalls früher als „Tulnerbach“ oder „Tullnerbach“ beschrieben wurde und so in manchen Geschichtsbüchern auftaucht.
  • Das Gebiet umfasste damals einzelne kleine Holzhackersiedlungen. Der Ortsteil Lawies erscheint 1635 als „Labiwießen“, der kleinste Ortsteil Unter-Tullnerbach hieß früher „Neuwirtshaus“ und das Irenental (früher „Ober-Tullnerbach“ und „Hinter-Tullnerbach“, „Unter-Tullnerbach“ und dann „Vorder-Tullnerbach“) scheint erst 1880 als Name auf.
  • Nach dem Bau der Kaiserin-Elisabeth-Bahn 1858 (der heutigen Westbahn) entwickelte sich Tullnerbach zu einer der beliebtesten Sommerfrischen der Wiener Bevölkerung.
  • 1850–1873 war die Gemeinde Tullnerbach – die schon ursprünglich teilweise zu Pressbaum gehört hatte – unter dem Namen Pressbaum-Tullnerbach wieder ganz dazu. 1873 trennte sich Tullnerbach endgültig von Pressbaum und wurde eine eigenständige Gemeinde.
  • 1881–1890 errichtete der katholische Waisen-Hilfsverein aus Wien das Norbertinum als Knaben-Waisen-Asyl. Die Volksschule Tullnerbach II bestand von 1884–1967. 
  • 1895–1897 wurde unter Bürgermeister Josef Knab das Gemeindeamt gegenüber dem Bahnhof errichtet. 
  • 1897 wurde der bisherige Bahnhof Preßbaum in Tullnerbach-Preßbaum umbenannt. Damals wie heute machten das angenehme Klima des Wientales sowie die Ruhe und die Nähe zu Wien, Tullnerbach zum begehrten Wohngebiet.
  • 1922 wurde in Lawies die erste öffentliche Beleuchtung installiert.
  • Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde der Ort im Gegensatz zum nebenan liegenden Purkersdorf nicht Groß-Wien angeschlossen, sondern dem Landkreis Sankt Pölten zugeteilt. Die Grenze von Groß-Wien war von 1938 bis 1946 der Tullnerbach.
  • Am 4. November 1973 wurde in einem Festakt im Norbertinum durch den damaligen Landeshauptmann Andreas Maurer die Markterhebungsurkunde überreicht.
  • Die Blasmusik Tullnerbach wurde 1974 gegründet.Tullnerbach ist seit 1973 Marktgemeinde und seit 1998 Mitglied des Klimabündnisses Österreich.
  • Die Gemeinde Dorfprozelten am Main (Unterfranken/Bayern) ist seit 1974 Partnerstadt Tullnerbachs.


Die Geschichte der drei Ortsteile

Die Lawies wird durch ihren bemerkenswerten Bestand an historistischen Villen aus der Zeit von 1875-1910 samt den dazugehörenden großen Gärten geprägt.

  • Im Jahre 1635 wurde erstmals „Labiwießen“ in einem Berg- und Wälderverzeichnis des kaiserlichen Forstamtes Auhof erwähnt.
  • Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich außer einigen Landwirtschaften, einem Gasthaus und einem Forsthaus keine nennenswerte Besiedlung.
  • Entlang der Hauptstraße siedelten sich einige Gewerbebetriebe an und Sommervillen wurden errichtet. Oberhalb der Bahn entstand ein vornehmes Villenviertel.
  • Um 1870 wurden Parzellierungen vorgenommen, Straßen angelegt und einzelne Häuser errichtet. Zwischen 1870 und 1900 entstanden auf der oberen Lawies 45 Villen, ein Hotel und 2 Geschäftshäuser.
  • Das „Norbertinum“ wurde 1881-1890 als „Knaben-Waisen-Asyl“ vom Katholischen Waisen-Hilfsverein in Wien nach den Plänen von Architekt Richard Jordan errichtet und stand bis 1938 unter der Leitung der Schulbrüder.
  • Am 2. Juli 1901 unterbrach Kaiser Franz Josef I. um 8.06 Uhr seine Reise nach Bad Ischl um das Norbertinum zu besichtigen. Seit 1947 befindet sich hierin die Landwirtschaftliche Fachschule.

Das Irenental hingegen besticht durch die Schönheit der Landschaft: Wiesen, Felder, Obstgärten und Wälder - bewirtschaftet von den einheimischen Bauern.

  • Bis um 1890 finden sich die Bezeichnungen „Ober Tullnerbach“ und „Hinter Tullnerbach“ für das Gebiet um den heutigen Wundererplatz, sowie Unter Tullnerbach, später „Vorder Tullnerbach“, für die Gegend zwischen Erlschachen und Brettwieserstraße.
  • Der Name „Irenental“ scheint erst ab dem Jahr 1880 auf, wobei die Herkunft ungeklärt ist.
  • Im Jahre 1791 errichtete das damalige k.k. Waldamt die einklassige I. Volksschule, welche von ca. 15 Kindern besucht wurde. Sie wurde im Jahre 1967 aufgelassen.
  • Am 16. Juli 1900 wurde der Grundstein des Gotteshauses im sezessionistischen Stil am Südhang des Riedanleitenberges gesetzt. Nach einjähriger Bauzeit wurde die Kirche am 16. Juni 1901 dem Hl. Antonius von Padua geweiht.
  • Das Irenental war ein beliebtes Ausflugsziel der Kaiserin Elisabeth, die im damaligen Gasthaus Hiettler (Irenentalstraße 60) mehrmals einkehrte.
  • Beim Haus Irenentalstraße Nr. 60 befindet sich ein Gedenkstein für Kaiserin Elisabeth, die zuletzt 1891 hier weilte (1903 errichtet).
  • 1904-1997 bestand das Kloster der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul, ab 1955 mit angeschlossenem Pensionistenheim.
  • Um 1460 wurde das Franziskanerkloster „Paradies am Riederberg“ erbaut. Die einschiffige spätgotische Kirche, die der Mutter Gottes und dem hl. Laurenzius geweiht war, wurde nach dem Brand von 1509 etwas umgebaut.
  • Am 26. September 1529 wurde das Kloster von den Türken zerstört, wobei 18 Klosterbrüder getötet wurden. Seither sind weder Kloster noch Kirche wiederaufgebaut worden.

Untertullnerbach, direkt an der Bundesstraße 44 gelegen, ist der kleinste der drei Tullnerbacher Ortsteile.

  • Markant ist die am Eingang zum Irenental liegende Villenansiedlung (1906-1913) auf dem sogenannten Postberg – seinen Namen bekam er durch die Postvilla, die um die Jahrhundertwende vom Architekten und Baumeister Franz Peydl erbaut wurde.
  • Dieser Ortsteil liegt beim Wienerwaldsee mit seiner beliebten Promenade und dem Skaterplatz.


Historische Bilder aus Tullnerbach:

  • Untertullnerbach
  • Irenental-hamela
  • Irenental
  • Irenental1920
  • Irenental1924
  • Irenental1930
  • Irenental1931
  • Irenental1940
  • Irenental1965